Augen auf! bei Rechtsextremismus und Fake News

Augen auf! bei Rechtsextremismus und Fake News
 
17.02.2022

„Ich bin Constable Truth, für Wahrheit, Fairness und eine bessere Welt!“ so stellt sich der Protagonist im Game „Augen auf!“ vor: Ein Kämpfer für den Naturschutz, der arme kleine Igel aus achtlos weggeworfenen Plastikverpackungen rettet. Doch wer genau hinhört, findet bereits im ersten Videopost des Constable Hinweise auf seine eigentlichen Ziele. Denn: „Unsere Heimat“ ist in Gefahr – und zwar wegen Leuten, die sich nicht an „unsere Regeln“ halten.

Kick Off an der Dominik-Brunner-Realschule in Poing

 Und damit sind die Schülerinnen und Schüler der Dominik-Brunner-Realschule in Poing schon mitten drin in einem für sie durchaus realistischen Szenario: 56% der 12-19-Jährigen gaben bei der JIM-Studie 2021 an mit extremen politischen Haltungen konfrontiert worden zu sein. Im Vergleich zu 2020 bedeutet dies eine Steigerung um 11%. Die Studie kommt zu einem klaren Fazit: Angesichts des Anstiegs an Desinformation und Beleidigungen kommt der Medienkompetenz der Jugendlichen eine immense Bedeutung zu. Minister Piazolo betont: „Mit zahlreichen Projekten geht die Bayerische Staatsregierung immer wieder gezielt gegen Hass und Hetze im Netz vor. Uns liegt am Herzen, die Medienkompetenz für Jugendliche umfassend zu fördern. Diese ist ein entscheidender Baustein für die Bildung junger Menschen. Das neue Game ‚Augen auf!‘ der BLZ unterstützt Schule und Eltern bei dieser wichtigen, fächerübergreifenden Aufgabe.“

Gesprächsrunde bei der Präsentation des Games in Poing


Aus Videos zum Thema Naturschutz und harmlos scheinenden Community-Späßchen im Chat wird im Game irgendwann Ernst. Es wird immer klarer, dass Constable Truth alles andere als ein Naturschützer ist: In Wirklichkeit hetzt er gegen Geflüchtete und Andersdenkende und verbreitet Verschwörungstheorien sowie rechtsextremes Gedankengut.
 

Rechtsextremen und Fake News keine Plattform bieten

Das Game, das mit an die Realität angelehnten Full-Motion-Video-Filmsequenzen und Elementen der Sozialen Medien arbeitet, fordert die aktive Beteiligung der Spielenden. Indem die Schülerinnen und Schüler immer wieder reagieren und Entscheidungen treffen müssen, können sie den Ausgang bestimmen: Unterstützen sie den Rechtsextremisten, dessen Agenda immer sichtbarer zu Tage tritt oder enttarnen sie ihn rechtzeitig, bevor die Gewalt eskaliert? BLZ-Direktor Rupert Grübl erläutert: „Mit dem Game „Augen auf!“ ist es der Landeszentrale gelungen, den Schülerinnen und Schülern dieses sensible Thema spielerisch, verpackt in einem digitalen Format näher zu bringen. Sie lernen dabei, dass ihre Handlungen Konsequenzen haben und entwickeln eine höhere Kompetenz beim Erkennen von extremistischen Botschaften wie Fake News und Propaganda.“
 

Game für den Einsatz im Unterricht

„Augen auf!“ ist ein Game für Bildungszwecke ab der 8. Jahrgangsstufe zur Aufklärung über Strategien von Extremisten in den Sozialen Medien. Sylvie Schnaubelt, Schulleiterin der Dominik-Brunner-Realschule in Poing, hat das neue Format schon überzeugt: „Das Game „Augen auf“ bietet auf hervorragende Art und Weise die Möglichkeit, die Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler in die Schule zu bringen. Zum einen sind unsere Schüler Experten im Bereich des Gaming zum anderen bewegen sie sich viel und selbstverständlich in der Welt der sozialen Medien. Medienpädagogik und Lehrplaninhalte gleich mehrerer Fächer können auf diese Weise schülerbezogen und interaktiv vermittelt werden.“

Staatsminister Piazolo im Gespräch mit Schülern der Dominik-Brunner-Realschule Poing

Das Game kann mit einer Gruppe von mind. 12 Teilnehmenden und einer Spielleitung (z.B. einer Lehrkraft) im Unterricht gespielt werden. An die Spielphase schließt sich die Reflexion mit Hilfe eines Baumdiagramms an, das alle getroffenen Entscheidungen noch einmal aufzeigt. Die Schülerinnen und Schüler lernen:

  • Extremistische und demokratiefeindliche Inhalte zu erkennen
  • Nachrichten und Memes nicht unreflektiert zu teilen
  • eine Recherche durchzuführen, wenn sie etwas nicht verstehen oder kennen

Am Ende steht vor allem eine Erkenntnis: Nicht nur, aber auch im Netz hat jeder die Möglichkeit, etwas zu unternehmen: Inhalte nicht zu teilen, den Plattformen extremistische Inhalte zu melden und Familie oder Freunde über fragwürdige Kanäle oder Inhalte aufzuklären.
 

Wo ist das Game erhältlich?

Lehrkräfte im schulischen und außerschulischen Bereich erhalten nach der Registrierung unter www.game-augen-auf.de die Zugangsdaten für die Game-Plattform. Im internen Bereich steht auch ein Handbuch mit Tipps und Unterlagen für die Vor- und Nachbereitung inklusive einiger Stundenentwürfe zur breiteren Auseinandersetzung mit dem Thema zum Download zur Verfügung. Darüber hinaus bietet die Landeszentrale ab März 2022 in regelmäßigen Abständen Workshops für Lehrkräfte an.

 

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