Wie war es in der Politikwerkstatt?

Wie war es in der Politikwerkstatt?
 
10.03.2023

Ein volles Tagungsprogramm: Poetry Slam, Diskurse zum Bildungssystem und  zur Wirkkraft der Informatiker:innen für Frieden sowie eine Simulation des EU-Parlaments in einem theatralen Planspiel erwarteten die Teilnehmer*innen in Tutzing.
 
 



Poetry Slam – das ist ein Wettstreit moderner Dichter*innen. Die Texte sind selbstgeschrieben, mit freien Inhalten, individuellem Stil und Sprache. Im Tutzinger Akademie-Slam boten junge Slammer*innen ihre Dichtkunst dar.  Das freie Schreiben zu eigens gewählten Themen hat sich als Konzept der politischen Jugendbildung bewährt. Poetry Slam ist ein kreativer Zugang zur Reflexion gesellschaftspolitischer Themen. Es dient der Bildung – und macht Spaß. Eine Art Edutainment, also Education und Entertainment. Fazit: Die Tiefe der Texte, die in kurzer Workshopzeit auf der Tagung entstanden, war beeindruckend.
 
Philipp Potthast, der Ex-Bayerische Meister des Poetry Slams, leitete den Workshop auf der Tagung an. Mit einer theoretischen Einführung in die Kunst des Poetry gab er den Tagungsgästen Handwerkszeug mit. Es war ein Crashkurs für das Texten in der Politikwerkstatt. Potthast präsentierte zudem viele praktische Beispiele aus der Slamszene. So konnte die Vielfalt an Themen, zu denen geslammt werden kann, aufgefächert werden.  Das Tagungspublikum analysierte die Slamtexte hinsichtlich literarischer Stilfiguren, rhetorischen Schmuckelementen oder der Wirkung des Sprechtempos der Slammer:innen. Potthast trug dem Tagungspublikum auch den Slamtext vor, mit dem er bei der Bayerischen Poetry-Slam Meisterschaft 2022 antrat.
 

Slamtexte zu Inflation, Umwelt, Integration, Pandemie, Krieg und mehr

In der Schreibphase des Workshops dichteten und reimten die Tagungsgäste ihre eigenen Texte. Potthast coachte individuell und feilte mit an den Texten. Im Tutzinger Akademie-Slam boten die Dichter*innen ihre Poetrys auf der Bühne dar. Die Themen reichten von Umweltpolitik, Integration, Identität, Fluchterfahrungen, Erlebnissen der Pandemie, Inflation bis hin zu globalen Fragen um Krieg & Frieden.
 
Der Tutzinger Akademie-Slam war ein Teil der Politikwerkstatt. Diese Tagung fand in Kooperation der Evangelischen Akademie Tutzing statt. Eingebettet war der Workshop als kreativer, freier Teil in Vorträge, Diskussionsrunden und ein theatrales Planspiel. Den Tagungsauftakt machte Referent Dr. Stefan Ullrich (Mitglied des Forums Informatikerinnen und Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung). Ullrich skizzierte die brisante Aktualität von Friedensinformatik und kybernetischen Kriegern, also IT-basierten Kriegen. Er machte eindrucksvoll die Wirkkraft deutlich, die Informatiker*innen hätten, um ihre Expertise für den Frieden statt für den Krieg einzusetzen.
 

Ein Bildungssystem, das soziale Ungleichheit reproduziert

Anschließend stellte  Sagithjan Surendra das von ihm gegründete Aelius Förderwerk vor. Er stellte klare Forderungen zur Reform des Bildungssystems vor. Dieses System reproduziere soziale Ungleichheit: Ziel jeder Bildungsreform müsse die Kompensation sozialer Benachteiligung sein. Surendra sieht großes Potenzial in Angeboten der offenen Ganztagsbetreuung.
 
Der Fokus der Tagung lag nach der gesamtgesellschaftlichen Ebene mit dem anschließenden Panel mit Vertretern des Netzwerks junger Bürgermeister*innen nun auf der Kommunalpolitik. Besonders kontrovers wurde der Fakt diskutiert, dass der Anteil von Frauen auf Kommunalebene, also unter den Bürgermeisterinnen, nur zehn Prozent ausmache. Dies weicht stark von anderen politischen Ebenen ab.
 

Abstimmungsprozesse des EU-Parlaments in einem Theaterplanspiel

Im abendlichen interaktiven Theater „Was wäre, wenn die EU eine Kneipe wäre?“ war das Tagungspublikum Teil des Theaters. Das Planspiel des Brachland Ensembles in Koproduktion u.a. mit dem Theater Aachen & der Landeszentrale für politische Bildung NRW simulierte Abstimmungsprozesse des EU-Parlaments. In verschiedenen Rollen wurden im Theaterspiel politische Prozesse nachempfunden.
 
Ein weiterer zentraler Bestandteil der Tagung war die Diskussion rund um die Wahlalter-Absenkung auf EU-Ebene statt. Einen Monat nach der Tagung stimmte der Bundestag einem Gesetzentwurf zu, mit dem das Mindestwahlalter bei Europawahlen von 18 auf 16 Jahre gesenkt wird. Ebenso wurde die Frage, ob und wie Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden sollten, auf der Tagung thematisiert. Dieses Vorhaben steht im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition.
 
Den Tagungsabschluss machte die freie Journalistin Pegah Meggendorfer. Sie plädiert dafür, dass guter Journalismus auch auf Tiktok stattfinden muss und stellte dar, warum es ohne Journalismus keine Demokratie gibt.
 
Basierend auf einem Bericht von Julia Wunderlich (Evangelische Akademie Tutzing)

 

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